Die Augenheilkunde ist ein (mikro-)chirurgisches Fach. Intraokulare Eingriffe zu erlernen erfordert viel Geduld und Frustrationstoleranz. Um das Patientenwohl nicht zu gefährden, wird bis jetzt an Schweineaugen geübt. Die Bedingungen am Schweineauge sind jedoch auch nur begrenzt mit dem menschlichen Auge vergleichbar.
Daher möchten wir als Universitätsaugenklinik neue Wege beschreiten:
Wie Piloten am Flugsimulator gefahrlos das Fliegen lernen können, sollen unsere künftigen Mikrochirurgen an einem Simulator das Operieren erlernen.
Im Rahmen einer langjährigen Kooperation mit der Firma Haag-Streit wurde unserer Augenklinik ein „Eyesi Surgical“ Simulator zur Verfügung gestellt. Unser Ziel ist es, im Jahr 2023 durch Einwerbung von Drittmitteln und Spenden einen weiteren – für die Lehre bedeutenden – Simulator anzuschaffen. Mit diesem „Eyesi Surgical“ können sowohl Operationen am vorderen Augenabschnitt, als auch am hinteren Augenabschnitt simuliert werden.
Das Besondere dabei ist, dass Anfänger mittels dieser Virtual Reality-Umgebung Schritt für Schritt an eine Operation herangeführt werden. Meistens beginnen die Lerneinheiten mit einer „Anti-Tremor-Übung“ und danach wird nacheinander jeder Schritt einer Operation einzeln erlernt. Dabei gibt es Feedback mittels eines ausführlichen Bewertungssystems, und man kann seinen eigenen Fortschritt mit anderen vergleichen.
Wie bei einem Flugsimulator wird es ermöglicht, Komplikationen und deren adäquates Management zu simulieren – Ereignisse, welche man im klinischen Alltag nur sehr selten erleben kann, und vermeiden will. Durch den Simulator kann das Muskelgedächtnis und die Aufmerksamkeit für diese außergewöhnlichen Situationen bestmöglich vorbereitet werden.
Gleichzeitig profitieren die Entwickler des Simulators durch die Mitarbeit unserer erfahrenen Operateure zur Weiterentwicklung des Systems in Richtung lamellärer Hornhaut-Transplantation und unsere Reputation als weltweit anerkanntes Zentrum für korneale Mikrochirurgie.
Wir betrachten unser Tun als einen kontinuierlichen Prozess zur Verbesserung der Versorgungsqualität unserer Patienten. Sowohl mit unserer studentischen Lehre, dem sogenannten „Augenblock“, als auch mit unserem „Homburger Curriculum“ für Assistenzärzte, setzen wir uns selbst immer wieder neue Anreize zur Verbesserung der Weiterbildung.
Die Ausbildung am Simulator wird nun schrittweise in unser „Homburger Curriculum“ integriert. Alle Alt-Assistenzärzte und Jung-Fachärzte werden künftig an diesem System gezielt geschult.