Aufbau einer Kamera
So wie die Objektive die Lichtstrahlen auf dem Film bündeln, so muss auch auf der Netzhaut das ins Auge einfallende Licht durch Hornhaut und Linse gesammelt werden. Nur wenn deren Brechwert exakt auf die Länge des Auges abgestimmt ist, kann man Objekte in der Ferne scharf sehen. Für das scharfe Sehen in der Nähe wird die Form und damit die Brechkraft der Linse durch einen speziellen Naheinstellungsmechanismus des Auges (Akkommodation) verändert.
Liegt der Brennpunkt nicht genau auf der Netzhaut, also davor oder dahinter, werden die Objekte der Umgebung unscharf abgebildet; man spricht von einem Brechungsfehler oder einer Fehlsichtigkeit, umgangssprachlich auch „Sehfehler“ genannt. Wir unterscheiden Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie), Stabsichtigkeit (Hornhautverkrümmung, Astigmatismus) und Alterssichtigkeit (Presbyopie).
Aus den verschiedenen Anteilen des optischen Systems des Auges ergibt sich die Gesamtbrechkraft, die in Dioptrien (dpt) angegeben wird.
Was heißt "Dioptrien"?
Die Brechkraft wird in Dioptrien gemessen. Eine Dioptrie ist die Fähigkeit einer Linse, ein im Unendlichen gelegenes Objekt auf ein Meter (Brennweite) scharf abzubilden. Ein normalsichtiges Auge hat eine Brechkraft von etwa 65 Dioptrien. Etwa zwei Drittel stammen dabei von der Hornhaut, ein Drittel von der Linse. Bei Weitsichtigkeit wird die Abweichung von der normalen Brechkraft mit positiven Dioptrien angegeben, Kurzsichtigkeit wird mit negativen Dioptrien angezeigt.
Normalsichtigkeit (Emmetropie)
Beim normalsichtigen Auge liegt der Brennpunkt genau auf der Netzhaut. Alle Gegenstände sowohl in der Nähe als auch in der Ferne sind für den jungen Menschen klar zu erkennen.
Kurzsichtigkeit (Myopie)
Beim kurzsichtigen Auge liegt der Brennpunkt vor der Netzhaut. Weiter entfernte Gegenstände werden unscharf wahrgenommen. Gegenstände in der Nähe können scharf gesehen werden. Während das Auge normalerweise fast kugelförmig ist, ist es bei Kurzsichtigen „zu lang“. Deshalb werden Lichtstrahlen, die durch die Linse einfallen, bereits vor der Netzhaut gebündelt. Da sich die Strahlen sofort wieder zerstreuen, entsteht für den Kurzsichtigen ein verschwommenes Bild.
Weitsichtigkeit/Übersichtigkeit (Hyperopie)
Beim weitsichtigen Auge liegt der Brennpunkt dagegen hinter der Netzhaut. Die Bündelung der einfallenden Lichtstrahlen ist nicht ausreichend stark möglich. Das Auge ist „zu kurz“. Der Vordergrund erscheint unscharf. Weitsichtige Menschen sehen Gegenstände weder in der Ferne noch in der Nähe scharf und leiden daher oft besonders stark unter ihrer Fehlsichtigkeit.
Hornhautverkrümmung/Stabsichtigkeit (Astigmatismus)
Im Idealfall wäre die Wölbung der Hornhaut so gleichmäßig wie die einer Kugel. Oftmals aber sind ihre Radien unterschiedlich – z. B. eher eiförmig. Dann spricht man von einer Hornhautverkrümmung. Die daraus resultierende Stabsichtigkeit (Astigmatismus) bewirkt Bildverzerrungen auf der Netzhaut. Gegenstände in der Nähe und in der Ferne erscheinen verzerrt. Meist tritt diese Fehlsichtigkeit nicht allein auf, sondern ist mit Kurz- oder Übersichtigkeit verbunden. Bei extremer und irregulärer Hornhautverkrümmung (Keratokonus) oder gar -trübung hilft nur eine Hornhauttransplantation, wie sie an der Universitäts-Augenklinik Homburg unter Einsatz des Excimer-Lasers seit Jahren erfolgreich durchgeführt wird.
Alterssichtigkeit (Presbyopie)
Mit zunehmendem Alter lässt bei jedem Menschen die Fähigkeit der Augenlinse nach, sich automatisch auf unterschiedliche Entfernungen einzustellen und damit das Bild scharf zu sehen (Akkommodation). Vom 40. bis 45. Lebensjahr an benötigen auch die meisten normalsichtigen Menschen eine Lesebrille, um in der Nähe scharf sehen zu können.