Eigenschaften, Gewinnung, Konservierung und Abgabe
Zu den Eigenschaften der AM auf der Hornhaut und Bindehaut zählen:
• Stimulation der Reepithelialisierung
• Antiinflammatorische Effekte
• Antiinfektiöse Effekte
• Immunmodulatorische Effekte
• Hemmung der kornealen Neovaskularisation
• Hemmung der Narbenbildung
• Förderung der Reinnervation
Die Gewinnung der AM erfolgt ausschließlich nach Kaiserschnitt. Nach Einwilligung der Spenderin für die Gewebeentnahme sowie anamnestischer Abklärung der Kontraindikationen durch einen Arzt/eine Ärztin erfolgt die Gewebeentnahme in enger Zusammenarbeit mit der Gynäkologie am UKS. Die AM wird nach manueller Trennung vom Chorion auf eine Trägerfolie aufgebracht. Die Gewebekonservierung erfolgt durch kryokonservierende Lagerung bei Temperaturen zwischen -75° C und -85° C.
Vor der Freigabe einer Charge Humane Amnionmembran, kryokonserviert, Homburg/Saar erfolgt eine umfassende Kontraindikationsabklärung, serologische und molekularbiologische Testung der Spenderin sowie eine Sterilitätstestung der Medien, Spüllösungen sowie des prozessierten und nicht prozessierten Gewebes.
Transport und Abgabe der Amnionmembran erfolgen nach strengen Qualitätsstandards nach schriftlicher Vereinbarung zwischen der Gewebebank und dem klinischen Anwender/Operateur und erfordern eine präzise Kennzeichnung der Transportbehältnisse sowie einen Transport der kryokonservierten AM im gefrorenen Zustand auf Trockeneis (min. -79° C).
Jede Membran wird mit einer Gebrauchs- und Fachinformation verschickt.
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Indikationen und Anwendungstechniken
Typische Indikationen für eine AM-Transplantation (AMT) sind:
• persistierende Hornhautepitheldefekte
• epibulbäre / tarsale Bindehautdefekte
• akute Verätzung
• schweres rezidivierendes Pterygium mit Symblepharonbildung
• vor / nach / simultan zur Keratoplastik
• Ex-vivo-Expansion limbaler Stammzellen als Carrier
OP-Techniken/Einsatzmöglichkeiten der AMT bei kornealen Defekten:
• Patch (Overlay): bei Epitheldefekt oder flachem Stromdefekt:
Die AM mit 16 mm Durchmesser wird episkleral zirkulärfixiert (mit fortlaufender Naht und Kontaktlinsen). Die AM fällt nach 1-2 Wochen ohne Residuen ab, Kontaktlinseund Fäden werden nach 4 Wochen entfernt.
• Graft (Inlay, ein oder mehrlagig):
Die AM mit kleinerem Durchmesser als der Defekt wird korneal in das Stroma eingenäht (oberste Graft-Schicht mit mehreren lamellär gestochenen 10/0–Nylon-Einzelknüpfnähten) und dient als Basalmembran, über die das Epithel wächst. Die AM wird in die Hornhaut integriert.
• Sandwich: Kombination aus Graft und Patch Technik.
Amniongewinnung am UKS
Erstmals wurde im Jahr 2004 eine Amnionmembran zur Anwendung am Auge in der LIONS-Hornhautbank Saar-Lor-Lux, Trier/Westpfalz präpariert. Im Jahr 2010 wurde der Hornhautbank nach aktueller Gesetzeslage sowohl für die Amnionmembran als auch für die Hornhauttransplantate die sogenannte „Herstellungserlaubnis“ nach § 20b und § 20c des Arzneimittelgesetzes durch das saarländische Gesundheitsministerium erteilt.
Durch das Paul-Ehrlich-Institut in Langen erhielt die Hornhautbank im Jahr 2012 für Hornhäute und im August 2015 für Amnionmembranen die Erlaubnis nach § 21a Arzneimittelgesetz, welche eine Abgabe von Transplantaten an andere Kliniken und OP-Zentren erlaubt.